Corona Warn-App selbst auswerten

 

Die Covid-19-Pandemie hat die Welt im Griff. Zur Unterbrechung der Infektionsketten sah sich auch die Deutsche Bundesregierung gezwungen, eine Warn-App für die Bevölkerung auf den Markt zu bringen. Entwickelt von SAP und der Telekom schlug die Entwicklung mit rund 20 Millionen zu Buche. Die monatlichen Betriebskosten liegen laut Stuttgarter Zeitung angeblich bei monatlich 2,5 bis 3,5 Millionen Euro. Wer schon mal eine Abrechnung eines SAP-Consultants freigeben durfte, wundert sich darüber nicht.(Update 22.01.2022: rückblickend haben die monatlichen Kosten im Jahr 2021 bei 3,94 Millionen Euro gelegen). 

 

Das Ergebnis wurde dann im vergangenen Juni von den Ministern als die "Beste Corona App der Welt" gefeiert. Auch wenn mir das Verständnis für die horrenden Entwicklungs- und Betriebskosten fehlt, befürworte und unterstütze ich absolut die Nutzung dieser App. 

 

Nach aktuell 17 Millionen Downloads liegt die rechnerische Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Begegnung mit einer infizierten Person kommt, die auch die App nutzt und die Infizierung gemeldet hat, bei winzigen 6 %. Auch wenn es also sehr unwahrscheinlich erscheinen mag, ist folgende Meldung möglich:

 

 

1 Risiko-Begegnung mit niedrigem Risiko

 

 

Nun kommen Fragen auf: Was bedeutet "1 Risiko-Begegnung mit niedrigem Risiko" genau? Wann war das? Wo war das? Darüber schweigt sich dieser Hinweis aus. Die offenen Fragen beunruhigen eher noch mehr. 

 

 

Corona App über Einstellungen auslesen

 

Auch wenn v.a. die Deutsche Corona-Warn-App den aktuellen Datenschutzbestimmungen standhält, kann man doch selbst aufschlussreiche Informationen herausbekommen. Das Ganze demonstriere ich an einem iPhone. Der Vorgehensweise an einem Android Smartphone dürfte ähnlich sein.

Zunächst gehen wir in die Einstellungen unseres iPhones und klicken auf den Punkt "Begegnungsmitteilungen".

 

coronawarnapp auslesen

 

 

Danach klicken wir auf den Bereich "Status von Begegnungsaufzeichnungen - Aktiv":

 

 

corna warn app logdatei

 

Hier findet man unter anderem im unteren Drittel des Bildschirms den Punkt "Begegnungsüberprüfungen". Dort klicken wir drauf und verifizieren uns mit der Touch-ID oder der PIN zur Freigabe.

 

 

corona app begegnungsprotokoll

 

Hier werden alle Zeitstempel des Datenabgleichs mit dem Server der letzten 14 Tage aufgelistet. Scrollt man nun an das Ende der Liste, findet man die Möglichkeit "Überprüfungen exportieren". Genau das machen wir, um die Log-Datei zu exportieren. 

 

 

covid 19 app begegnungsdaten auswerten

Log-Datei der Covid-19

Am einfachsten schickt man sich den Export per Mail an seinen Computer. In der Mail findet dann eine sogenannte Datei vom Typ "JavaScript Object Notation". Die Dateiendung lautet .json. Diese lässt sich ohne Probleme mit einem Editor Programm, zum Beispiel das Notepad+, öffnen. Das Ergebnis zeigt eine Liste einzelner Begegnungen:

 

 

Log-Datei der Begegnungen mit einem anderen Handy mit Corona App

 

 

Nun durchsucht man alles nach folgendem Eintrag: "MatchCount" : 1,

Der Eintrag "Timestamp" : 2020-08-20 14:13:56 +0200" weist darauf hin, dass es sich um die koordinierte Weltzeit handelt. Dieser Zeitstempel gibt jedoch nicht den Zeitpunkt der Begegnung, sondern den Zeitpunkt des Datenabgleichs mit dem Server an. Dies erkennt man daran, dass der Zeitstempel auf die Minute mit dem Zeitstempel der "Begegnungsüberprüfungen" in den Einstellungen übereinstimmt. (Anmerkung: die hier abgebildeten Screenshots wurden aufgrund Anleitungsanpassungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemacht. Deswegen werden Sie auf diesen Bildern keine Übereinstimmung finden!).

 

 

 

Fand eine Begegnung statt, kann man nun zumindest durch die Zeitstempel der Datenübertragung an den Server die Begegnung zeitlich auf ungefähr 24 Stunden eingrenzen.  Eigentlich nur dann interessant, wenn man mehrere Tage nicht mehr auf seine App gesehen hat. 

Die Bluetooth-Reichweite liegt je nach Modell und Bluetooth-Klasse irgendwo zwischen 10 und 50 Metern. Laut App-Beschreibung weist obiger Hinweis darauf hin, dass eine Begegnung entweder zur kurz oder in zu großer Distanz erfolgte. Das Infektionsrisiko ist sehr gering. Der Hinweis ist auch grün.

Das Ergebnis zeigt: Die App scheint - zumindest in meinem Fall - zu funktionieren und tut was sie soll. Trotzdem scheint es auch Fälle zu geben, in welchen die App warnt, aber kein positiver MatchCount vorliegt. Eine Begründung hierfür ist auch leider mir nicht bekannt.

Eine detaillierte Beschreibung des grundsätzlichen Berechnungs-Algorithmus habe ich übrigens auf GitHub gefunden.

Dennoch bleibt zu hoffen, dass mehr Menschen diese App installieren, um Infektionsketten aufzuzeigen und unterbrechen zu können. In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund! 

 

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